Die Bedeutung des Schlafhormons Melatonin für Ihren Schlaf

Erfahrungen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

Melatonin ist eines von drei Hormonen, die als Neurotransmitter im Gehirn unmittelbar miteinander arbeiten – es ist das “Schlafhormon“. Es wird freigesetzt während der Mensch schläft und während des Schlafs immer weiter produziert, damit er durchschläft und nicht ständig aufwacht.

Genetiker stellten fest, dass Melatonin, genauer gesagt, die zur Produktion erforderliche Enzym-Ausstattung, sehr weit in die Stammesgeschichte zurückreicht. Daran ist die enorme Bedeutung des Hormons erkennbar, das einige wichtige Aufgaben im Stoffwechsel erfüllt und den Schlaf sozusagen nur “nebenbei“ steuert.

“Steuerung“ bedeutet nun keineswegs, dass Melatonin ein “universelles” Schlafmittel darstellt. Vielmehr reguliert das Hormon den Schlafrhythmus. Sie schlafen also mit Melatonin nicht länger, sondern nur zu einer anderen Zeit und mit einer ausreichenden REM-Phase (Tiefschlaf). Daher – so zeigen verschiedene Studien – ist es bei Schlafstörungen empfehlenswert, die durch die Zeitverschiebung bei Überseeflügen (“Jetlag“) oder durch den verschobenen Tagesrhythmus bei Nachtarbeitern ausgelöst werden. Es hilft den Studien zufolge jedoch lediglich jedem zweiten Patienten. Das Hormon ist in Deutschland zugelassen, kann aber nur auf Rezept von einer Apotheke bezogen werden.

Wenn der Mensch erwacht, wird Cortisol (“Stresshormon“) produziert – das ist das Hormon, welches die notwendige Energie bereitstellt, damit der Tagesablauf bewältigt werden kann. Tagsüber sollte der Körper dann unter normalen Umständen Serotonin produzieren, das ist das sogenannte “Glückshormon“. Aus dem “Tageshormon“ Serotonin produziert der Körper bei Dunkelheit das “Nachthormon“ Melatonin, das wiederum auf eine Senkung des Cortisol-Spiegels hinwirkt, damit zur Nacht eine Beruhigung eintritt.

Trifft Sonnenlicht auf die Netzhaut des Auges, wird von dort aus ein Impuls an das Gehirn gesendet und die Produktion von Serotonin beginnt.

Die Melatoninsynthese kann beeinträchtigt sein

Bei einigen Menschen jedoch ist die Produktion dieser Hormone gestört. Dies kann aufgrund von ernsthaften Depressionen, die eine reale oder krankhafte Ursache haben, der Fall sein, oder aber auch aufgrund von Tageslichtmangel. Möglicherweise liegt ein Mangel an Serotonin vor, sodass die Synthese-Kette zu Melatonin gestört ist. Serotonin-Mangel hat noch weitere gesundheitliche Folgen, die nicht nur das Nervensystem betreffen. Das seelische Gleichgewicht ist dann in Gefahr, aber auch die Knochendichte nimmt ab, sodass Osteoporose entstehen kann.

Melatonin-Mangel führt dazu, dass der Mensch sich tagsüber angeschlagen und müde fühlt, aber nachts trotzdem nicht schlafen kann. Die Gedanken rotieren und der Mensch liegt wach bis in die frühen Morgenstunden.

Ob das der Fall ist, kann am mit einer Melatoninbestimmung aus dem Nachturin oder besser und praktischer aus dem Nachtspeichel festgestellt werden. Die Proben müssen bei kompletter Dunkelheit genommen werden, um die Melatoninproduktion nicht künstlich zu beeinflussen. Der Facharzt für Schlafmedizin Dr. Schmiedel hält die Messung anhand des Morgenblutes oder des Morgenurins aus diesem Grund für unsinnig.

Nach einer sicheren Diagnose kann der Arzt kann Melatonin verschreiben, das oral eingenommen oder mit einer Liposomen-Creme appliziert werden kann. Dr. Schmiedel rät zu 10 mg täglich als Therapiestart und einer anschließenden Reduktion, wenn dies möglich ist. Unter 5 mg pro Tag ist Melatonin nach seiner Ansicht allerdings so gut wie wirkungslos.

Melatonin unterstützt die Selbstheilungskräfte

Melatonin wirkt außerdem dem Alterungsprozess entgegen und soll vor Arteriosklerose und Krebs schützen. Das Hormon ist an der Steuerung der DNA-Reparatur beteiligt und wirkt antioxidativ, wodurch aggressive Stoffwechselabfälle beseitigt werden. Zudem wirkt Melatonin Triglycerid-senkend und aktiviert die Immunfunktionen. Experten warnen allerdings vor einer Einnahme über einen längeren Zeitraum, da hierfür noch keine Langzeitstudien vorliegen.

Vor allem bei älteren Menschen ist die Gabe von Melatonin vielversprechend. Eine Studie kommt zu dem Ergebnis, dass es bei dieser Personengruppe in einer Langzeittherapie gut eingesetzt werden kann und dabei nur geringe Nebenwirkungen zeigt. Es verkürzt besonders die Zeit bis zum Einschlafen (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20712869).

Aber auch für jüngere Menschen kann  eine Melatonineinnahme hilfreich sein. Kinder mit dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom und gleichzeitigen Einschlafproblemen kamen durch die orale Gabe des Hormons besser zur Ruhe und vertrugen das Mittel ebenfalls gut (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20028959).

Rezeptpflicht nicht ganz ohne Grund

Dennoch sollte man bei der Einnahme immer vorsichtig sein. Denn schließlich handelt es sich bei dem Arzneistoff um ein starkes Hormon, das im Körper einiges durcheinanderbringen kann.

Deshalb ist es wichtig, Melatonin nur unter “ärztlicher Aufsicht“ einzunehmen. Mögliche Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, das Gefühl, einen „Kater“ zu haben, Beschwerden im Bauchbereich und leider auch Depressionen.

Aufgrund der Wechselwirkungen dürfen Personen, die blutverdünnende Mittel oder Medikamente gegen Epilepsie einnehmen, Melatonin nicht nutzen (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12574022).

Der Melatonin-Spiegel kann auch ohne Medikamente erhöht werden

Sorgen Sie für zuträgliche Schlafbedingungen. Dazu gehört ein absolut abgedunkeltes Schlafzimmer, denn Dunkelheit regt die Zirbeldrüse an. Sinnvoll ist auch die Beseitigung eventueller Störfelder wie Elektrosmog. Tagsüber sollten Sie genügend Sonnenlicht “tanken“. Die Intensität von Kunstlicht reicht nicht aus, auch wenn uns die Helligkeit subjektiv als ausreichend erscheint.

Eine weitere Maßnahme sind Meditationen, die nachweislich zur Anhebung des Melatonin-Spiegels beitragen. Untersuchungen belegen, dass der Effekt dann besonders deutlich ausfällt, wenn die Meditationen von einem erfahrenen Lehrer geführt und regelmäßig praktiziert werden.